Eine unbequeme Stimme verstummt – ihr Echo bleibt

Rosa von Praunheim 1942 - 2025

Nachruf

Nachruf der AIDS-Hilfe Frankfurt (AHF)

Mit dem Tod von Rosa von Praunheim verliert die queere Community eine prägende, streitbare und unbequeme Stimme. Kaum eine andere Person hat die Schwulenbewegung in Deutschland über Jahrzehnte hinweg so sichtbar, so laut und so konsequent mitgeprägt wie er.

Rosa von Praunheim war nie Konsensfigur. Er war polarisierend, provokant, für viele anstrengend – und genau darin lag oft seine politische Kraft. Er hat Missstände benannt, Debatten erzwungen und Themen in die Öffentlichkeit getragen, die andere lieber verschwiegen hätten. Gerade in Zeiten, in denen Homosexualität tabuisiert, kriminalisiert oder pathologisiert wurde, hat er Sichtbarkeit geschaffen und damit Räume geöffnet, in denen Emanzipation erst möglich wurde.

Besonders prägend war sein Wirken im Kontext von HIV und AIDS. In einer Zeit von Angst, Stigmatisierung und massiver gesellschaftlicher Ausgrenzung hat Rosa von Praunheim die Realität von HIV-positiven Schwulen sichtbar gemacht – schonungslos, direkt und ohne Rücksicht auf bürgerliche Befindlichkeiten. Er hat den Tod, die Trauer, aber auch die politische Verantwortung thematisiert und damit früh eingefordert, was bis heute zentral ist: Aufklärung statt Schweigen, Solidarität statt Schuldzuweisung, gesellschaftliche Verantwortung statt Wegsehen.

Auch wenn seine Interventionen nicht selten provozierten und teils als übergriffig oder verletzend empfunden wurden, haben sie Debatten angestoßen, die notwendig waren, um Prävention, politische Aufmerksamkeit und eine selbstbewusste Auseinandersetzung mit HIV und AIDS voranzubringen. Fortschritt entsteht selten ohne Reibung – gerade in Krisenzeiten.

Dass seine Positionen nicht immer unumstritten waren und auch kritisiert werden mussten, gehört zu seinem Wirken ebenso dazu wie sein unbestreitbarer Beitrag zur Schwulenbewegung und zur Geschichte der AIDS-Krise in Deutschland.

Wir würdigen Rosa von Praunheim als einen Menschen, der sich eingemischt hat, der Risiken eingegangen ist und der nicht geschwiegen hat, wenn Schweigen bequemer gewesen wäre. Sein Werk und seine Haltung haben Spuren hinterlassen – in der Community, in der politischen Landschaft und nicht zuletzt in der Arbeit von Organisationen wie der AIDS-Hilfe.

Unser Mitgefühl gilt allen, die ihm nahestanden.

AIDS-Hilfe Frankfurt e.V.