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Café Karussell: HEIMERZIEHUNG
Öffentliche Fürsorge oder Hölle auf Erden?

Alte Gasse 36
60313 Frankfurt
Deutschland
Zwischen 1950 und 1970 befanden sich rund 350.000 Kinder und Jugendliche in der kommunalen Führsorgeerziehung und weitere 500.000 in Kinderheimen und Jugendanstalten überwiegend in kirchlicher Trägerschaft. Dabei wurde nicht nur häufig der "Erziehungszweck" verfehlt. Viele von den Kindern und Jugendlichen wurden gedemütigt, misshandelt, ungefragt Medizintests ausgesetzt und zur Arbeit gezwungen. Manche hielten es nicht aus, "gingen auf Trebe" und fanden bei schwulen Freiern manchmal so etwas wie Geborgenheit. Als eine der ersten MedienvertreterInnen beschrieb die Journalistin Ulrike Meinhof 1965 die Situation von Kindern und Jugendlichen in westdeutschen Fürsorgeheimen in Artikeln und Radiosendungen. Ihre Texte blieben zunächst ohne größere öffentliche Wirkung. Erst Ende der 1960er Jahre initiierten Mitglieder der Außerparlamentarischen Opposition in Frankfurt und Berlin die sogenannte "Heimkampagne" als Teil ihrer "Randgruppenstrategie", die letztlich scheiterte. Zu groß war die Kluft zwischen dem theoretischen Anspruch der Linken, bei sozial stark Benachteiligten ein sozialrevolutionäres Bewusstsein bewirken zu wollen, und den höchst realen individuellen Beschädigungen bei den Heimzöglingen. Die Zustände in den Heimen blieben prekär. Erst 2008 versuchte der Deutsche Bundestag mit dem "Runden Tisch Heimerziehung" unter dem Vorsitz von Antje Vollmer eine Rehabilitation. Das Ergebnis war ein nicht einklagbarer Entschädigungsanspruch von maximal 4000 Euro. Unser Referent Helfried, langjähriger Gast im "Karussell", war selber in zwei Heimen und hat aus dieser Betroffenheit heraus umfangreiche Recherchen über das "System Heim" durchgeführt.
Nach einer halben Stunde Kaffeeklatsch folgt dann der jeweilige thematische Vortrag gegen 15 Uhr.
Bei Verdacht auf eine infektiöse Atemwegserkrankung bitten wir von einem Besuch abzusehen.
Café Karussell ist ein gemeinsames Projekt der AHF und des Frankfurter Verbands.
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