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Die Leiden des Dr. Faustus

Café Karussell

Café Karussell
Veranstaltungsort
Switchboard
Adresse

Alte Gasse 36
60313 Frankfurt am Main, 60313
Deutschland

Richtig krank war Thomas Mann nur sehr selten. Das hinderte ihn aber nicht daran, beispielsweise in seinen Tagebüchern akribisch seine körperlichen und seelischen Befindlichkeiten zu notieren, ja, diese "Unbilden und Misslichkeiten des Lebens" scheinen ihn bisweilen sogar zu größerer Kreativität angeregt zu haben. Im Zusammenhang mit dem Schreiben des erfolgreichen Roman "Bekenntnis des Hochstaplers Felix Krull" spricht Mann von "beglänztem Leiden" (Tb 22.7.1951). Und Albert von Schirnding schreibt in dem Essay "Darmaffektion, Nerventiefstand" über die Notate Thomas Manns in seinen Tagebüchern: "Wortwitz, Ironie und Humor fehlen nicht ganz... Wenn von der 'Verstockung des Unterleibs' (Tb, 28.5.1934) die Rede ist, mag die Vorstellung eines verstockten Kindes mitlaufen." Seine an Psychosomatik nicht interessierten Ärzte attestierten ihm immer wieder eine bemerkenswert gute physische Verfassung, was ihn zu der Bemerkung veranlasste: "Was an meiner Natur mir Schwierigkeiten bereitet, sind die Nerven und das Gemüt, worüber nicht gesprochen wurde." Seine "Neigung zu Erregungs- und Angstzuständen" ließ ihn sich manchmal selber darüber wundern, dass er trotz der Niedergeschlagenheit "bedeutende Werke hervorbrachte". Er scheint in seinem Innersten so etwas wie einen unverlierbaren Talisman besessen zu haben, den der 75-jährige wie folgt beschreibt: "Ich darf nicht vergessen, dass unter aller Qual und Pein meines Lebens ein Grund von Gunst und Sonnigkeit liegt, der sich behauptend und bestimmend durchscheint." (Tb, 17.8.1950) 

Michael Holy liest Auszüge aus dem Essay und aus den Tagebüchern als Beispiel für den Umgang eines alternden Mannes mit seiner wachsenden Gebrechlichkeit.

Das Switchboard öffnet um 14:30 Uhr. Die Lesung beginnt gegen 15 Uhr.

Das "Cafe Karussell" ist ein Kooperationsprojekt von AHF, Frankfurter Verband und der Gruppe 40plus.