Safe House "La Villa" – die LSBTIQ+-Geflüchtetenunterkunft

La Villa
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Seit der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 wurde deutlich, dass sich unter den geflüchteten Personen immer wieder homosexuelle, bisexuelle und trans*geschlechtliche Menschen befinden, die auf Grund der Verfolgung ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität in ihren Herkunftsländern zu uns gekommen sind. Leider mussten sie erleben, dass sie auch in den deutschen Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften von Mitgeflüchteten oft offener Diskriminierung und Ausgrenzung bis hin zu gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt sind.

Dieser Zustand war unhaltbar. Daher hat die AHF (AIDS-Hilfe Frankfurt) früh gefordert, dass es für diese speziellen Zielgruppen einen besonderen Schutzstatus und entsprechende Schutzräume geben muss, um sie vor weiterer Diskriminierung zu bewahren und ihnen eine Perspektive in unserer freiheitlichen Gesellschaft zu eröffnen.

Bereits Ende 2015 ermöglichte die AHF den Rainbow Refugees – einer Ehrenamtsgruppe, die sich für die Belange von LSBTIQ+-Geflüchteten einsetzt – die kostenfreie Raumnutzung für einen wöchentlichen Treffpunkt für Geflüchtete im Switchboard. Dort wurden die Nöte der Geflüchteten durch die große Nachfrage nach Unterstützung und Hilfe noch sichtbarer. Es wurde deutlich, dass ein adäquates Angebot in Form eines Schutzraumes dringend geschaffen werden musste und die Idee für eine Gemeinschaftsunterkunft für queere Geflüchtete wurde geboren.

Die AHF hatte ebenfalls Anfang 2017 das Konzept für ein „Safe House“ erstellt und vorgestellt.  Anfang April 2018 konnte, dank pragmatischer und unkonventioneller Unterstützung durch das Sozialdezernat der Stadt Frankfurt, das Vorhaben umgesetzt und die Gemeinschaftsunterkunft für 20 Menschen eröffnet werden. Von den Bewohner*innen selbst gewählt, trägt das Safe House seit Mai 2019 den Namen La Villa.

Mittlerweile ist La Villa in eine neue Immobilie gezogen und bietet nun Platz für 31 Personen. Das Projekt beinhaltet 27 Einzel- und zwei Doppelzimmer. Die meisten Bewohner*innen sind schwule, junge Männer, aber auch Trans*-Personen und genderfluide Menschen haben dort eine sichere Unterbringung gefunden. Die Geflüchteten kommen aus den unterschiedlichsten Ländern sowie Kulturen und sind oft stark traumatisiert. Der Bildungs- bzw. Ausbildungsstand der Bewohner*innen ist sehr unterschiedlich, genauso wie deren Einreise nach Deutschland.

Die überschaubare Einrichtungsgröße mit 31 Bewohner*innen bietet Sicherheit sowie eine vertrauensvolle Atmosphäre und hilft auch traumatisierten Personen, Ruhe zu finden und sich langsam zu öffnen. Daneben begleiten die Mitarbeiter*innen die Menschen auch bei ihrem Coming-Out und bieten psychosoziale Unterstützung, helfen neben den sozialrechtlichen Angelegenheiten auch bei der Vermittlung in Sprachkurse, zu Ärzt*innen und Therapeut*innen.

Aufgrund der langjährigen Erfahrungen in der Geflüchtetenarbeit zeigte sich immer deutlicher, dass ein eigenes Zuhause und eine sinnvolle Beschäftigung im Alltag wesentliche Ziele sind. Hier setzt das Projekt I*A  (Integration*Arbeit) an. Gemeinsam mit den Klient*innen wird erarbeitet, was Integration bedeutet und wo angesetzt werden kann. Hinzu kommt die Klärung der rechtlichen Umstände für den Zugang zum Arbeitsmarkt, wie z.B. Aufenthaltsrecht oder der Nachweis anerkannter Abschlüsse. Und nicht zuletzt spielen queerfreundliche Arbeitgeber*innen und die Unterstützung für eigene Wohnraum eine wichtige Rolle.

Stand Januar 2024